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Gesundheit heute

Faltenunterspritzungen

Biologische Füllmaterialien (Filler) werden zur Behandlung von Falten und Narben unter die Haut gespritzt, um einzelne, tiefe Falten aufzufüllen (Faltenunterspritzung). Zu diesen zählen tiefe Nasolabialfalten (Falten in der Nasenlippenfurche), Falten von den Mundwinkeln zum Kinn, Oberlippenfalten, Stirnfalten und Krähenfüße um die Augen. Die Faltenunterspritzung hält leider nicht lange an, da Kollagen und Hyaluronsäure nach einigen Monaten vom Körper wieder abgebaut werden. Lediglich Eigenfett bringt in manchen Fällen ein dauerhafteres Ergebnis. Zu den am häufigsten verwendeten biologischen Füllmaterialien gehören:

  • Kollagen (Collagen), ein Eiweiß, das bei Menschen und Tieren im Bindegewebe vorkommt, genauer in Knochen, Zähnen, Sehnen, Bändern und der Haut. Gewonnen wird es aus Rinderhaut und -sehnen. Weil etwa 3 % der Patienten auf die körperfremden Proteine allergisch reagieren, wird etwa vier Wochen vor der Behandlung die Verträglichkeit getestet, indem eine kleine Probe Kollagen in den Unterarm eingespritzt wird.
  • Hyaluronsäure, ein Feuchtigkeit bindendes Zuckermolekül, das auch ein wichtiger Bestandteil des Bindegewebes ist. Gewonnen wird es aus Hahnenkämmen oder Bakterienkulturen. Allergische Reaktionen treten hier praktisch nie auf, sodass die Verträglichkeit nicht getestet werden muss.
  • Eigenfett, das aus Oberschenkel, Gesäß oder Bauch entnommen wird. Als körpereigene Substanz ist es optimal verträglich, hat allerdings den Nachteil, dass es erst einmal in einem relativ aufwendigen Verfahren gewonnen werden muss.
  • Trombozyten-Konzentrat (TK), das aus einer Blutspende des Patienten gewonnen und subcutan in die gewünschten Gesichtsareale injiziert wird. Das TK enthält Wachstumsfaktoren, die die Stammzellen in der Haut stimulieren, sodass das Gewebe regeneriert und Kollagen aufgebaut wird. Das Konzentrat ist gut verträglich, da es aus körpereigenem Gewebe stammt. Nachteil: Die Ergebnisse sind erst nach drei bis vier Wochen vollständig sichtbar. Die Behandlung muss anfangs alle paar Wochen und später mindestens einmal im Jahr wiederholt werden.

Für künstliche Füllstoffe fehlen bisher wissenschaftliche Langzeitstudien, viele seriöse Ärzte lehnen ihre Verwendung daher ab. So ist Silikon in Deutschland zur Faltenunterspritzung nicht zugelassen.

Der Eingriff

Nachdem der Arzt die Haut desinfiziert hat, spritzt er das Füllmaterial mit einer sehr feinen Kanüle an mehreren Punkten in die Hautfalte, die dadurch angehoben wird. Die kleinen Erhebungen, die sich auf der Haut bilden, streicht der Arzt mit den Fingern glatt.

Eine Faltenunterspritzung dauert je nach verwendeter Substanz 15–60 Minuten. Eine Betäubung ist nicht notwendig. Die Entnahme des Eigenfetts wird während der gleichen Sitzung unter örtlicher Betäubung durchgeführt.

Nachbehandlung

Im Anschluss an die Behandlung werden für 15–20 Minuten Kühlpads aufgelegt, um Schwellungen und Rötungen zu lindern. In den Folgetagen ist auf Sport und ähnliche Anstrengungen zu verzichten, da sie eine verstärkte Durchblutung der Haut anregen. Auch darf man sich für etwa drei Wochen nicht der Sonne aussetzen.

Risiken und Gegenanzeigen

Auch bei medizinisch einwandfreier Einspritzung kommt es häufig zu Schwellungen, blauen Flecken und Rötungen, die aber nach spätestens einer Woche abklingen. Mögliche Komplikationen sind Hautunebenheiten, Knötchenbildung und allergische Reaktionen. Letztere und die falsche Spritztechnik können schmerzhafte und unästhetische Folgen haben: Wird die Spritze zu tief gesetzt, können Blutgefäße und Nervenbahnen gestreift werden – mögliche Folgen sind Gewebeschädigungen und vorübergehende Lähmungserscheinungen der betroffenen Region. Wird die Unterspritzung zu oberflächlich vorgenommen, sind Durchblutungsstörungen der behandelten Hautpartie eine mögliche Folge. Bei Verwendung von Eigenfett kommt es in seltenen Fällen zu einem unschönen verplumpten oder asymmetrischen Erscheinungsbild. Wenn das Fett in Blutgefäße eindringt, kann es eine lebensgefährliche Fettembolie auslösen (der Embolus besteht hier aus Fett; Allgemeines zur Embolie am Beispiel der Lungenembolie).

Von: Dr. Nicole Schaenzler, Dr. Hans-Hermann Wörl, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

So hilft Intim-Chirurgie den Frauen

So hilft Intim-Chirurgie den Frauen
Vor allem 40- bis 60-Jährige lassen sich im Intimbereich operieren.

Ob Schamlippen, Klitoris oder Vagina: Immer mehr Frauen lassen sich im Genitalbereich operieren. Was sind die Beweggründe? Und welche Behandlungsoptionen gibt es?

Hilfe bei Leidensdruck

Was für Nasen und Augenlider schon lange gilt, ist auch im weiblichen Genitalbereich angekommen: Die Korrektur der natürlichen Verhältnisse durch Skalpell oder Laser. Das bloße Basteln einer ästhetischen Design-Vagina ist allerdings keine Aufgabe der Intimchirurgie, betont Uta Schlossberger, Präsidentin der Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie (GAERID).

Vielmehr geht es darum, Frauen mit oft erheblichen Leidensdruck zu helfen. Frauen, die sich nicht mehr wohl in ihrem Körper fühlen, z. B. weil ihre Vagina nach dem Kinderkriegen zu weit ist. Das diese besser einen Psychologen aufsuchen sollen, hält Schlossberger für falsch. „Man würde auch einer Aknepatientin nicht raten, zum Psychologen zu gehen“, betont sie.

Vor allem 40- bis 60-Jährige

Die meisten Frauen, die sich für einen intimchirurgischen Eingriff entscheiden, sind zwischen 40 und 60 Jahre alt, verheiratet und haben Familie. Typische Beschwerden sind eine durch Geburten erweiterte Vagina oder „ausgeleierte“ Schamlippen, die sich beim Sport oder Radfahren aneinander reiben und entzünden. Im Alter wird auch die Haut um die Klitoris herum oft schlaff und erschwert den Orgasmus. Ein durch Migration immer häufiger auftauchendes Problem sind zudem Genitalverstümmelungen, die dringend behandelt werden müssen.

Im Angebot der Intimchirurgen finden sich deshalb folgende Eingriffe:

  • Verkleinerung der inneren Schamlippen
  • Korrekturen der Klitorisummantelung, d h. Straffung der Haut um die Klitoris herum
  • Straffung der äußeren Schamlippen
  • Verengung der Vagina
  • Wiederherstellung des Genitals nach Genitalverstümmelung.

Sorge um die erogenen Zonen müssen Frauen nicht haben, wenn sie sich zur einer Operation im Intimbereich entschließen. „Dort zu operieren ist noch einfacher als eine Oberlidplastik. Nur die Klitoris darf nicht verletzt werden“, betont Schlossberger. Sie kennt jedoch keine Kolleg*in , der dieser Fehler bisher unterlaufen ist.

Raus aus der Schmuddelecke

Dennoch hat die Intimchirurgie auch mit ethischen Fragen umzugehen. Zum Beispiel gibt es laut Schlossberger viele 17-, 18-Jährige, die sich eine Vagina wie in der „Bravo“ wünschen. Auch den Trend, im Intimbereich auszusehen wie ein kleines Mädchen, sieht Schlossberger kritisch. Vor allem in den USA lassen sich massenweise Frauen dafür eine sogenannte Porno- oder Brötchen-Vagina verpassen. Schamlippen verkleinern und Vaginas verengen gehört zwar zu den Aufgaben der Intimchirurg*innen. Doch das Operationsergebnis soll natürlich sein. „Ziel ist nicht, dass es aussieht wie bei einem kleinen Mädchen, sondern so, wie es bei einer Frau früher vor den Kindern ausgesehen hat“, betont Schlossberger.

Quelle: SpringerMedizin

02.12.2020 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Halfpoint/Shutterstock.com