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Gesundheit heute

Das medizinische Fachgebiet Ästhetische Chirurgie

Plastische Chirurgie, also formende Chirurgie, ist ein vollwertiges medizinisches Fachgebiet mit eigener Facharztausbildung. Es erstreckt sich über den ganzen Körper, von Ästhetischer Chirurgie über Rekonstruktive Chirurgie nach Krebsoperationen oder Brandverletzungen bis hin zur Handchirurgie und Verbrennungsmedizin.

Ästhetische Chirurgie wird zwar weithin praktiziert und angeboten, doch in Deutschland hat nur der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie tatsächlich auch eine professionelle, klar definierte Ausbildung durchlaufen und die Anwendung spezieller plastisch-chirurgischer Techniken gelernt. Wer diesen Facharzttitel anstrebt, muss nach der Approbation eine mindestens sechsjährige Weiterbildung absolvieren und über 600 Operationen selbstständig durchführen.

Im Gegensatz dazu sind Bezeichnungen wie Schönheitschirurg oder Kosmetischer Chirurg nicht geschützt – d. h. jeder Mediziner kann sie verwenden, ohne auch nur über die geringste Qualifikation für die Durchführung ästhetischer Operationen zu verfügen.

Ästhetische Chirurgie in Deutschland

In Deutschland werden jährlich 800 000 Eingriffe vorgenommen, von denen nicht ganz 30 % rein ästhetischer Natur sind – Tendenz stark steigend, weil die verstärkte Berichterstattung die gesellschaftliche Akzeptanz der Schönheitschirurgie hat steigen lassen. Der Anteil plastischer Eingriffe bei Kindern und Jugendlichen liegt unter 10 %, am häufigsten werden ihnen abstehende Ohren angelegt. Entgegen anders lautender Trendmeldungen verharrt zumindest in Deutschland der Anteil ästhetischer Eingriffe bei Männern bei etwa 12 %. Der Großteil der Eingriffe entfällt entsprechend auf Frauen, die altersbedingte Veränderungen beseitigt wissen wollen, die sie als Makel empfinden. Innerhalb der Anti-Aging-Medizin hat die Ästhetische Chirurgie deshalb einen festen Platz.

Kosten

Selbstverständlich sollte sein, dass Sie ein Angebot erhalten, das alle Kosten für den Eingriff enthält. Dazu zählen:

  • Vorherige Beratung und Untersuchung (das Einzige, was Ihnen auch berechnet werden darf, wenn Sie sich anschließend nicht zum geplanten Eingriff entschließen)
  • Operationskosten: Sie richten sich vor allem nach der (geschätzten) Dauer der Operation.
  • Kosten für den Klinikaufenthalt: Sie werden in Tagen oder in Pauschalen abgerechnet; teilweise zum Festpreis (d.h. Sie können gehen, wann Sie wollen bzw. wann der Operateur es für richtig hält), teilweise werden nachträglich die tatsächlichen Liegetage abgerechnet.
  • Materialkosten: Sie können bei Implantaten mit vierstelligen Beträgen zu Buche schlagen.
  • Kosten der Nachbetreuung (v. a. die Nachuntersuchungen): Interessant ist, wer die Kosten einer eventuellen Zweitoperation trägt, falls die erste nicht zum gewünschten Erfolg führt.

Maßstab: die GOÄ

Für die Rechnungsstellung gilt die (privatärztliche) Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) als Basis. Da sie für Ästhetische Chirurgen jedoch eher ungeeignet ist, wird sie oft umgangen und durch andere Vertragskonstrukte ersetzt. Dagegen ist nichts zu sagen, solange die Haftung nicht zwischen mehreren Vertragspartnern aufgesplittet wird, sondern eindeutig beim Operateur bleibt.

Operationen werden auch von den gesetzlichen Kassen finanziert, vor allem bei Kindern. Vorausgesetzt, es besteht ein eindeutiger medizinischer Nutzen wie z. B. die Befreiung von jahrelangen Rückenschmerzen durch eine Brustverkleinerung. Bei den privaten Krankenkassen gelten noch eingeschränktere Regelungen als bei den gesetzlichen Kassen. Wenn Sie hier eine Kostenübernahme erwarten, klären Sie unbedingt das Gesamtangebot mit Ihrer Rechnungsstelle ab, denn häufig werden zwar nicht der Eingriff, aber viele Einzelpositionen von der Übernahme ausgeschlossen, und das sollten Sie vorher wissen.

Wenn das Ergebnis missfällt

Auch bei bester Behandlung sind Enttäuschungen und Misserfolge nicht immer vermeidbar. Wenn Sie mit dem Ergebnis des Eingriffs unzufrieden sind, sollten Sie zunächst mit Ihrem Operateur darüber sprechen. In der Regel wird eine Lösung gefunden. Wenn Ihr Operateur kein Verständnis für Ihre Beschwerde hat, prüft die Schlichtungsstelle der Landesärztekammer für Sie, ob ein Behandlungsfehler vorliegt oder ob der Arzt seiner Aufklärungspflicht nicht oder nur unzureichend nachkam. Diese Gutachten sind gebührenfrei. Es schadet nicht, sich bei Patientenvereinigungen oder -selbsthilfegruppen zusätzliche Unterstützung zu holen.

Weiterführende Informationen

  • www.vdaepc.de – Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen, Berlin: Mit hilfreichen Informationen zu ästhetischen Operationen. Unter der Rubrik Service & Informationen gibt es eine Liste aller in Deutschland registrierten Chirurgen mit Schwerpunkt auf Ästhetischer Chirurgie. Für Auskünfte und die Anforderung von Informationsmaterial schicken Sie eine E-Mail an info@vdaepc.de
  • www.plastische-chirurgie.de – Website der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen, Berlin: Liefert einen guten Überblick über die vier Säulen der Plastischen Chirurgie, Operationsmethoden und Ärzte aus Ihrer Umgebung. Empfehlenswert.
  • A. Taschen: Schönheitschirugie. Taschen, 2005. Opulenter Bildband mit hunderten Vorher-Nachher-Fotos und starkem Fokus auf den Berühmtheiten der Schönheitschirurgie. Trotzdem viele seriöse Informationen, auch die Texte sind interessant.
  • U. Renz: Schönheit. Eine Wissenschaft für sich. Berlin Verlag, 2006. Der Frage „Was ist eigentlich schön?“ kommt der Autor wissenschaftlich, aber unterhaltsam auf die Spur.
  • W. Kümpel: Ratgeber Schönheitsoperationen. Foitzick, 2003. Sehr umfassend, empfehlenswert.

Von: Dr. Nicole Schaenzler, Dr. Hans-Hermann Wörl, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

So hilft Intim-Chirurgie den Frauen

So hilft Intim-Chirurgie den Frauen
Vor allem 40- bis 60-Jährige lassen sich im Intimbereich operieren.

Ob Schamlippen, Klitoris oder Vagina: Immer mehr Frauen lassen sich im Genitalbereich operieren. Was sind die Beweggründe? Und welche Behandlungsoptionen gibt es?

Hilfe bei Leidensdruck

Was für Nasen und Augenlider schon lange gilt, ist auch im weiblichen Genitalbereich angekommen: Die Korrektur der natürlichen Verhältnisse durch Skalpell oder Laser. Das bloße Basteln einer ästhetischen Design-Vagina ist allerdings keine Aufgabe der Intimchirurgie, betont Uta Schlossberger, Präsidentin der Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie (GAERID).

Vielmehr geht es darum, Frauen mit oft erheblichen Leidensdruck zu helfen. Frauen, die sich nicht mehr wohl in ihrem Körper fühlen, z. B. weil ihre Vagina nach dem Kinderkriegen zu weit ist. Das diese besser einen Psychologen aufsuchen sollen, hält Schlossberger für falsch. „Man würde auch einer Aknepatientin nicht raten, zum Psychologen zu gehen“, betont sie.

Vor allem 40- bis 60-Jährige

Die meisten Frauen, die sich für einen intimchirurgischen Eingriff entscheiden, sind zwischen 40 und 60 Jahre alt, verheiratet und haben Familie. Typische Beschwerden sind eine durch Geburten erweiterte Vagina oder „ausgeleierte“ Schamlippen, die sich beim Sport oder Radfahren aneinander reiben und entzünden. Im Alter wird auch die Haut um die Klitoris herum oft schlaff und erschwert den Orgasmus. Ein durch Migration immer häufiger auftauchendes Problem sind zudem Genitalverstümmelungen, die dringend behandelt werden müssen.

Im Angebot der Intimchirurgen finden sich deshalb folgende Eingriffe:

  • Verkleinerung der inneren Schamlippen
  • Korrekturen der Klitorisummantelung, d h. Straffung der Haut um die Klitoris herum
  • Straffung der äußeren Schamlippen
  • Verengung der Vagina
  • Wiederherstellung des Genitals nach Genitalverstümmelung.

Sorge um die erogenen Zonen müssen Frauen nicht haben, wenn sie sich zur einer Operation im Intimbereich entschließen. „Dort zu operieren ist noch einfacher als eine Oberlidplastik. Nur die Klitoris darf nicht verletzt werden“, betont Schlossberger. Sie kennt jedoch keine Kolleg*in , der dieser Fehler bisher unterlaufen ist.

Raus aus der Schmuddelecke

Dennoch hat die Intimchirurgie auch mit ethischen Fragen umzugehen. Zum Beispiel gibt es laut Schlossberger viele 17-, 18-Jährige, die sich eine Vagina wie in der „Bravo“ wünschen. Auch den Trend, im Intimbereich auszusehen wie ein kleines Mädchen, sieht Schlossberger kritisch. Vor allem in den USA lassen sich massenweise Frauen dafür eine sogenannte Porno- oder Brötchen-Vagina verpassen. Schamlippen verkleinern und Vaginas verengen gehört zwar zu den Aufgaben der Intimchirurg*innen. Doch das Operationsergebnis soll natürlich sein. „Ziel ist nicht, dass es aussieht wie bei einem kleinen Mädchen, sondern so, wie es bei einer Frau früher vor den Kindern ausgesehen hat“, betont Schlossberger.

Quelle: SpringerMedizin

02.12.2020 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Halfpoint/Shutterstock.com