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Gesundheit heute

Ästhetische Chirurgie im Ausland

Osteuropäisches Ausland. Die Kosten für Schönheitsoperationen in Polen, Tschechien und Ungarn liegen deutlich unter denen in Deutschland, und der Service ist besser geworden. Deutschsprachige Betreuung ist schon länger Standard, neu sind (angeblich) in Deutschland ausgebildete Ärzte mit deutschem Facharztzeugnis. Auch Rechtssicherheit wird versprochen, was aber eher nach Theorie klingt. Da sich Regressforderungen bei ärztlichen Kunstfehlern in Deutschland schon schwer durchsetzen lassen, werden sie in Russland nahezu aussichtslos sein. Deswegen ist gerade von schwerwiegenden Eingriffen wie z. B. Fettabsaugungen im Ausland abzuraten.

Darüber hinaus sind die hygienischen Vorschriften und Überwachungen durch kassenärztliche Vereinigungen, Gewerbeaufsichtsämter und Gesundheitsämter in Deutschland sicherlich strenger als im östlichen Ausland.

Grundregel Nr. 1 für Schönheitsoperationen im Ausland: Verzichten Sie auf Vermittlungsagenturen und Veranstalter, suchen Sie selbst einen Arzt und planen Sie Ihre Reise selbst. Nehmen Sie sich genügend Zeit und schauen Sie mehrere Kliniken an, lassen Sie sich alles zeigen. Vereinbaren Sie Termine für persönliche Beratungsgespräche. Für die Arztsuche gelten die gleichen Tipps wie für Deutschland.

Unterschreiben Sie den Behandlungsvertrag grundsätzlich zu Hause und nicht sofort vor Ort (seriöse Anbieter bieten das von sich aus an). Das Mehr an Sicherheit und das bessere Gefühl, das Sie nach einer sorgfältigen Entscheidungsfindung haben werden, machen die Zusatzkosten für die zweite Reise wett.

Bei Vorerkrankungen wie stärkerem Bluthochdruck oder koronarer Herzkrankheit sollten Sie sich, wenn überhaupt, grundsätzlich nur in Ihrer näheren Umgebung behandeln lassen.

Südamerika, Asien und andere Regionen. Selbstverständlich gibt es auch in Brasilien Dutzende Schönheitschirurgen von Weltruf und in Indien Tausende hervorragend ausgebildete Ärzte, die die polnischen und ungarischen Preise nochmals unterbieten. Wer aber keine ausgeprägte Erfahrung mit Fernreisen hat, weder Englisch noch die Landessprache routiniert beherrscht oder sich von einer entsprechend versierten Person begleiten lassen kann, sollte die Finger von solchen Angeboten lassen. Denn eines ist sicher: Wenn beim Eingriff etwas schiefgeht, wird Ihnen niemand helfen, und schon die Organisation eines vorzeitigen Rückflugs kann zum Alptraum und im Fall verminderter Transportfähigkeit zum finanziellen Fiasko werden.

Von: Dr. Nicole Schaenzler, Dr. Hans-Hermann Wörl, dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

So hilft Intim-Chirurgie den Frauen

So hilft Intim-Chirurgie den Frauen
Vor allem 40- bis 60-Jährige lassen sich im Intimbereich operieren.

Ob Schamlippen, Klitoris oder Vagina: Immer mehr Frauen lassen sich im Genitalbereich operieren. Was sind die Beweggründe? Und welche Behandlungsoptionen gibt es?

Hilfe bei Leidensdruck

Was für Nasen und Augenlider schon lange gilt, ist auch im weiblichen Genitalbereich angekommen: Die Korrektur der natürlichen Verhältnisse durch Skalpell oder Laser. Das bloße Basteln einer ästhetischen Design-Vagina ist allerdings keine Aufgabe der Intimchirurgie, betont Uta Schlossberger, Präsidentin der Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie (GAERID).

Vielmehr geht es darum, Frauen mit oft erheblichen Leidensdruck zu helfen. Frauen, die sich nicht mehr wohl in ihrem Körper fühlen, z. B. weil ihre Vagina nach dem Kinderkriegen zu weit ist. Das diese besser einen Psychologen aufsuchen sollen, hält Schlossberger für falsch. „Man würde auch einer Aknepatientin nicht raten, zum Psychologen zu gehen“, betont sie.

Vor allem 40- bis 60-Jährige

Die meisten Frauen, die sich für einen intimchirurgischen Eingriff entscheiden, sind zwischen 40 und 60 Jahre alt, verheiratet und haben Familie. Typische Beschwerden sind eine durch Geburten erweiterte Vagina oder „ausgeleierte“ Schamlippen, die sich beim Sport oder Radfahren aneinander reiben und entzünden. Im Alter wird auch die Haut um die Klitoris herum oft schlaff und erschwert den Orgasmus. Ein durch Migration immer häufiger auftauchendes Problem sind zudem Genitalverstümmelungen, die dringend behandelt werden müssen.

Im Angebot der Intimchirurgen finden sich deshalb folgende Eingriffe:

  • Verkleinerung der inneren Schamlippen
  • Korrekturen der Klitorisummantelung, d h. Straffung der Haut um die Klitoris herum
  • Straffung der äußeren Schamlippen
  • Verengung der Vagina
  • Wiederherstellung des Genitals nach Genitalverstümmelung.

Sorge um die erogenen Zonen müssen Frauen nicht haben, wenn sie sich zur einer Operation im Intimbereich entschließen. „Dort zu operieren ist noch einfacher als eine Oberlidplastik. Nur die Klitoris darf nicht verletzt werden“, betont Schlossberger. Sie kennt jedoch keine Kolleg*in , der dieser Fehler bisher unterlaufen ist.

Raus aus der Schmuddelecke

Dennoch hat die Intimchirurgie auch mit ethischen Fragen umzugehen. Zum Beispiel gibt es laut Schlossberger viele 17-, 18-Jährige, die sich eine Vagina wie in der „Bravo“ wünschen. Auch den Trend, im Intimbereich auszusehen wie ein kleines Mädchen, sieht Schlossberger kritisch. Vor allem in den USA lassen sich massenweise Frauen dafür eine sogenannte Porno- oder Brötchen-Vagina verpassen. Schamlippen verkleinern und Vaginas verengen gehört zwar zu den Aufgaben der Intimchirurg*innen. Doch das Operationsergebnis soll natürlich sein. „Ziel ist nicht, dass es aussieht wie bei einem kleinen Mädchen, sondern so, wie es bei einer Frau früher vor den Kindern ausgesehen hat“, betont Schlossberger.

Quelle: SpringerMedizin

02.12.2020 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Halfpoint/Shutterstock.com