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Gesundheit heute

Wie den richtigen Chirurgen finden?

Der wichtigste Ratschlag vorweg: Ihr Hausarzt, Hautarzt oder Frauenarzt hat viele Patienten nach Schönheitsoperationen gesehen, sowohl erfolgreich wie (zunächst) erfolglos operierte. Fragen Sie ihn nach einer Empfehlung! Dabei können Sie auch gleich klären, ob ein bestimmter Eingriff überhaupt Sinn macht, etwa bei bestimmten Vorerkrankungen. Diabetiker sollten auf plastisch-ästhetische Eingriffe verzichten; bei ihnen sind Wundheilungsstörungen so gut wie vorprogrammiert.

Deutschland. Speziell für Schönheitsoperationen ausgebildet sind nur die Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie. Ästhetische Eingriffe werden außerdem von Fachärzten der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sowie Fachärzten der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie mit der Zusatzbezeichnung „Plastische Operationen“ für ihren Fachbereich angeboten. Fast alle seriösen Ärzte gehören einem Dachverband wie der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) oder der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) an.

Wenn Sie eine Auswahl getroffen haben, vereinbaren Sie mit zwei bis drei Ärzten einen Beratungstermin. Fragen Sie, wie oft der Arzt den Eingriff schon durchgeführt hat, und welche Komplikationen dabei aufgetreten sind. Lassen Sie sich Vorher-Nachher-Fotos zeigen. Versuchen Sie nicht, den Arzt auf eine bestimmte Operationsmethode festzulegen – nennen Sie ihm Ihre Wünsche, aber seien Sie offen für den Weg dorthin.

Verschaffen Sie sich einen Eindruck von den Räumlichkeiten und der Ausstattung. Überlegen Sie sich, ob die Chemie zwischen Ihnen und dem Arzt stimmt.

Rund 5 000 Schönheitschirurgen bieten in Deutschland ihre Dienste an, und wie in allen anderen Berufsgruppen arbeiten die meisten, aber nicht alle, seriös. Fachliche Qualifikation und gute Referenzen sind daher wichtige Entscheidungskriterien. Der Arzt Ihrer Wahl sollte aber darüber hinaus die folgenden Eigenschaften besitzen. Er:

  • Verfügt neben chirurgischem Können auch über ein ausgeprägtes Gespür für Ästhetik. Er kann sich vorstellen bzw. mit technischen Hilfsmitteln demonstrieren, welche Nase in welches Gesicht, welche Brust zu welchem Körper passt
  • Besitzt Einfühlungsvermögen und erkennt, wenn ein Patient für eine Schönheitsoperation ungeeignet ist – sei es, dass dieser sich von dem Eingriff die Lösung privater oder beruflicher Probleme erhofft oder unter einem gestörten Körpergefühl leidet (Körperschemastörung), übrigens auch eine Ursache der Magersucht.
  • Nimmt sich Zeit für das Vorgespräch und geht ausführlich auf die Beweggründe des Patienten, seine Vorgeschichte mit eventuellen Vorerkrankungen und seine Lebenssituation ein
  • Ermuntert den Patienten, Fragen zu stellen, und gibt ihm die Möglichkeit, später auftretende Fragen per Telefon oder in einem weiteren Gespräch zu klären
  • Klärt den Patienten umfassend über Technik und Ablauf, Risiken und mögliche Komplikationen des Eingriffs auf. Für die Zeit danach erstellt er einen genauen Nachbehandlungsplan
  • Macht keine falschen Versprechungen und schildert das Ergebnis des Eingriffs realistisch
  • Setzt nur Techniken und/oder Materialien ein, die auch von anderen Ärzten verwendet werden und hinreichend erprobt sind
  • Bietet einen Operationstermin an, der dem Patienten genügend Bedenkzeit lässt, und verlangt keine größeren Anzahlungen vor dem Eingriff
  • Versucht nicht, den Patienten durch Sonderangebote, Rabatte oder Vermittlung eines Kredits zu einer raschen Entscheidung zu bewegen.

Klinik oder Praxis? Die meisten kleineren ästhetisch-plastischen Eingriffe können ambulant in Praxen oder Privatkliniken vorgenommen werden. Fast alle niedergelassenen Plastischen Chirurgen verfügen auch über Belegbetten in privaten oder öffentlichen Krankenhäusern. Ob die medizinischen, hygienischen und organisatorischen Voraussetzungen erfüllt sind, prüfen in Deutschland die Kassenärztlichen Vereinigungen und andere Institutionen zur Qualitätssicherung.

Trotz aller Vorsicht ist jeder chirurgische Eingriff mit gewissen allgemeinen Operationsrisiken verbunden. Daher ist es wichtig, dass Operateur, Anästhesist und im Notfall das OP-Personal (z. B. bei Nachblutungen) rund um die Uhr erreichbar sind. In öffentlichen Krankenhäusern ist eine Notfallbetreuung immer gewährleistet.

Von: Dr. Nicole Schaenzler, Dr. Hans-Hermann Wörl, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Botox: Nicht nur gegen Falten

Botulinumtoxin kennen die meisten als Botox aus der Schönheitschirurgie. Doch das Nervengift hilft nicht nur gegen Falten, sondern auch gegen Erkrankungen.

Chronische Migräneattacken verursachen ein kaum vorstellbares Leid. Viele Betroffene hatten lange Zeit keine andere Wahl als die ständig wiederkehrenden heftigen Kopfschmerzen auszuhalten – bis die vorbeugende Wirkung von Botulinumtoxin entdeckt wurde. Das unter dem Handelsnamen Botox® bekannte Nervengift hemmt die Erregungsübertragung von Nervenzellen und verringert die Anzahl der Schmerzattacken bei vielen Migräne-Patienten deutlich.

Meilenstein in der Therapie der Reizblase

Die Zulassung zur Migräne-Prophylaxe im Jahr 2011 ist nur einer von vielen Erfolgen von Botox. Zwei Jahre später wurde der Wirkstoff zur Behandlung der Reizblase zugelassen – laut Experten ein Meilenstein in der Therapie. Auch gegen übermäßiges Schwitzen, Zähneknirschen und verschiedene Formen von Spasmen setzen Ärzte Botox erfolgreich ein. Mittlerweile diskutieren Mediziner die Anwendung bei Depressionen.

Medizinische Botox-Behandlung eventuell erstattungsfähig

Bei medizinischen Botox-Behandlungen können Patienten auf eine Kostenübernahme hoffen. Dies hängt allerdings von der Krankheitsgeschichte des Patienten und der Schwere seiner Erkrankung ab. „Patienten, deren Arzt eine Botox-Therapie auf Privatrechnung durchführen möchte, sollten sich wie bei allen individuellen Gesundheitsleistungen an ihre Krankenkasse wenden“, rät Heinz-Ulrich König von der Siemens-Betriebskrankenkasse. „Diese kann beraten, ob die Leistung tatsächlich keine Kassenleistung ist und gegebenenfalls bei der Suche nach einer Alternativtherapie helfen.“

Quelle: SBK, Pharmazeutische Zeitung

03.01.2018 | Von: Leonard Olberts; Bild: