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Gesundheit heute

Was heißt Übergewicht? Das Problem mit dem BMI

Für Erwachsene hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1995 den Body-Mass-Index festgelegt. Er lässt sich leicht ermitteln, indem eine Linie zwischen dem aktuellen Gewicht (links) und der Körpergröße (rechts) gezogen wird. Im Beispiel kommt eine 1,75 m große Person bei einem Gewicht von 75kg auf einen BMI von 24,5 – ist also noch normalgewichtig.

Die Frage, ab wann ein Mensch übergewichtig ist, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Viele Mediziner behelfen sich mit einer groben, letzten Endes willkürlichen Festlegung: dem Body-Mass-Index (BMI, Körper-Massen-Index). Er wird berechnet, indem man das Gewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Größe in Meter teilt (kg/m2).

Um festzulegen, ob ein Mensch für seine Größe und seinen Körperbau zu viel Gewicht hat, wäre die Bestimmung der Körperfettmasse (Körperfettgehalt) ideal. Diese Messung ist jedoch so aufwendig, dass sie nur zu Forschungszwecken, nicht aber im Alltag durchgeführt wird. Da der BMI das Gewicht auf die Körperlänge bezieht, ermöglicht er immerhin eine bessere Einschätzung als das Gewicht allein. Allerdings hat der BMI deutliche Grenzen, wenn es darum geht, ein der Gesundheit abträgliches Gewicht festzustellen:

  • Zum einen kann er den Körperfettgehalt muskulöser Personen überschätzen (Arnold Schwarzenegger etwa wäre am BMI gemessen stark übergewichtig) sowie bei Personen mit verringerter Muskelmasse (z. B. im Alter) unterschätzen.
  • Zum Zweiten sagt der BMI nichts über die Fettverteilung aus, und die ist für die Gesundheit entscheidend. Bei der Fettverteilung wird unterschieden zwischen Apfeltyp (Fett befindet sich überwiegend am Körperstamm) und Birnentyp (vor allem an Hüften, Po und Oberschenkeln), wobei bei letzterer seltener mit Folgeschäden zu rechnen ist. Es gibt deshalb zahlreiche Ärzte, die den BMI als das Maß für Übergewicht aufgeben und durch den Taillenumfang ersetzen wollen.

Noch weniger geeignet ist das Normalgewicht nach Broca, mit dem die Nachkriegsgeneration ihr Gewicht beurteilte (das Normalgewicht berechnet sich als Körpergröße in cm – 100). Übergewicht beginnt nach diesem Wert, wenn das Normalgewicht über 20 % erhöht ist.

Neben dem BMI gibt es noch den Body-Adiposity-Index (BAI). Dieser berücksichtigt zusätzlich den Hüftumfang. Er wird berechnet, indem man den Hüftumfang in Zentimeter geteilt durch die Körperlänge in Meter hoch 1,5 minus 18 (kg/m1,5 – 18). Allerdings haben aktuelle Studien gezeigt, dass der BAI den prozentualen Körperfettanteil nicht besser einschätzen kann als der BMI. Den Studienergebnissen zufolge steht der BMI sogar in einer engeren Beziehung zur Fettverteilung im Körper als der BAI. Besonders bei Männern erweist sich der BAI ungenauer.

Weiterführende Informationen

  • www.tools.fettrechner.de – Kommerzielle Website einer Beraterfirma (abel consulting, Weinstadt-Großheppach): Bietet BMI-Rechner für Erwachsene.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).

So überzeugt man heikle Esser

So überzeugt man heikle Esser
Brokkoli gehören bei vielen Kindern nicht zu den Leibspeisen.

Bloß kein Gemüse und am liebsten von früh bis spät nur Schokobrei — viele Kinder sind beim Essen mäkelig. Müssen sich Eltern deshalb Sorgen machen? Und was kann man tun, um heikle Esser auf den Geschmack zu bringen?

Keine Angst vor Mangelernährung

Die einen Kinder essen problemlos, was die Eltern ihnen vorsetzen, die anderen rümpfen schon beim Anblick gesunder Speisen die Nase. Eine solche Pingeligkeit beim Essen zeigt sich meist im Vorschulalter und hält dann bis ins Teenageralter an. Doch Zwang hilft in diesen Fällen gar nichts, er verschärft nur das Problem: Unter Druck verzehrte Speisen werden vom Kind zusätzlich negativ belegt und noch weniger gern gegessen, betonen amerikanische Ärzt*innen und raten Eltern dazu, gelassen zu bleiben.

Grund zur Sorge, dass heikle Esser zu wenige Nährstoffe, Vitamine oder Mineralstoffe zu sich nehmen, gibt es einer aktuellen Untersuchung in der Regel nicht. Im Gegenteil: Im Vergleich zu kleinen Alles-Essern neigen die Mäkeler seltener zu Übergewicht, dem eigentlichen Ernährungsproblem unserer Zeit in den meisten Teilen der Welt.

Mitmachen macht Gemüse schmackhaft

Eltern können einiges dafür tun, dass ihr Nachwuchs seine ablehnende Haltung zu bestimmten — meist gesunden — Nahrungsmitteln und Speisen ablegt. So hilft es beispielsweise, wenn Kinder beim Zubereiten der Mahlzeiten mitmachen dürfen, rät die Kinderärztin Monikas Niehaus vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Je nach Alter und Fingerfertigkeit kann man den Kleinen dabei eine ganze Menge zutrauen:

  • Schon 3- bis 5-Jährige können Brot, Gemüse oder andere Lebensmittel mit einem Pinsel mit Öl bestreichen oder weiches Gemüse und Obst mit einem Plastikmesser schneiden.
  • 6- bis 7-Jährige schaffen es, ein Ei aufzuschlagen und ein Schälmesser zu verwenden.
  • 8- bis 9-Jährige können Eier verrühren und trockene Zutaten abwiegen und mischen.
  • 10- bis 12-Jährige sind meist in der Lage, ein einfaches Rezept Schritt für Schritt auszuführen, Gemüse mit einem Messer in Scheiben zu schneiden und Kräuter zu zerkleinern.

Hilfreich beim Erlernen eines gesunden Essverhaltens ist natürlich auch das Vorbild der Eltern. Wer sich selbst den ganzen Tag über undiszipliniert mit Snacks vollstopft und abends zur Fertigmahlzeit greift, wird es schwer haben, seinen Nachwuchs von den Vorteilen gesunden Essens zu überzeugen.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de

14.11.2023 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Dmytro Zinkevich/Shutterstock.com