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Gesundheit heute

Wochenflussstau

Wochenflussstau (Lochialstau, Lochiometra): Rückstau des Wochenflusses mit nachfolgender Entzündung.

Leitbeschwerden

  • Fehlender Wochenfluss
  • Weiche, druckschmerzhafte Gebärmutter
  • Vergrößerte Gebärmutter
  • Bauchschmerzen
  • Kopfschmerzen, typischerweise ziehend bis stechend an beiden Schläfen (Stirnkopfschmerzen)
  • Hohes Fieber

Wann zum Frauenarzt

Am nächsten Tag, wenn in den ersten Tagen nach der Geburt sehr wenig oder kein Wochenfluss (mehr) kommt oder sich die Gebärmutter nicht zurückbildet (nach Harnblasenentleerung tasten)

Sofort, wenn Fieber auftritt oder starke Bauchschmerzen auftreten.

Die Erkrankung

Ein Wochenflussstau ist häufig die Folge eines unzureichend geöffneten Muttermunds, z. B. nach einem Kaiserschnitt oder wenn der Muttermund durch Reste der Eihaut oder geronnenes Blut verstopft ist. Entweder bemerkt die Mutter selbst, dass der Wochenfluss aufhört, oder der fehlende Wochenfluss fällt bei der gynäkologischen Kontrolluntersuchung auf. Typischerweise bekommt die Frau hohes Fieber oder Stirnkopfschmerzen am 3.–7. Tag nach der Geburt.

Wenn der Stau nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, kann er zur Entzündung der Gebärmutterschleimhaut, Endometritis puerperalis und in seltenen Fällen zum Kindbettfieber führen.

Das macht der Frauenarzt

Der Wochenflussstau lässt sich anhand der Symptome erkennen. Im Ultraschall vom Bauch erkennt der Arzt, dass die Gebärmutterhöhle mit Flüssigkeit gefüllt ist, und kann so die Diagnose sichern.

Um die Gebärmutter zum Zusammenziehen zu bewegen und so den Wochenfluss wieder in Gang zu bringen, wird zunächst das Wehenmittel Oxytocin® gespritzt oder Methylergometrin (z. B. Methergin®) als Dragee oder Tropfen eingenommen. Dazu kommen krampflösende Medikamente, die den Muttermund entspannen (z. B. Buscopan®). Gegebenenfalls kann der Arzt den Muttermund auch während der gynäkologischen Untersuchung leicht aufdehnen.

Selbsthilfe und Komplementärmedizin

Selbstbehandlung allein kann das Problem nicht lösen, aber die Mutter kann durch eigenes Handeln zur schnellen Besserung beitragen: Sie sollte schon bald nach der Geburt oft aufstehen, die Rückbildungsgymnastik konsequent durchhalten und das Kind häufig an die Brust anlegen – dies fördert die körpereigene Ausschüttung von Oxytozin. Das Zusammenziehen der Gebärmutter wird außerdem durch eine „Bauchmassage“ in Gebärmutterhöhe angeregt.

Wärme verstärkt den Wochenfluss – daher helfen bei Wochenflussstau heiße Sitzbäder z. B. mit Eichenrindenextrakt (z. B. TannolactT®) oder Kamillenextrakt (z. B. Kamillosan®) sowie Wärmepackungen.

Pflanzenheilkunde Hirtentäschel- und Frauenmanteltee gelten in der Phytotherapie als bewährte Hausmittel gegen Rückbildungsstörungen.

Von: Dr. med. Katja Flieger, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).

Mikroplastik aus dem Baby-Fläschchen

Mikroplastik aus dem Baby-Fläschchen
Heiße Inhalte lösen bei Polypropylen-Fläschchen Kunststoffpartikel aus der Innenfläche der Flaschenwand.

Wenn Babys mit Fläschchen gefüttert werden, schlucken sie oft nicht nur die gesunde Säuglingsnahrung. Ist die Flasche aus Polypropylen, nehmen sie beim Trinken zusätzlich jede Menge Mikroplastik mit auf.

Plastikfläschchen mit Kehrseite

Handelsübliche Babyflaschen sind leicht, können nicht zerbrechen und halten hohe Temperaturen aus. Aus diesem Grund werden die — meist aus Polypropylen bestehenden — Fläschchen weltweit zur Fütterung von Säuglingen eingesetzt. Doch leider hat die Sache einen Haken: Offenbar lösen sich bei ihrer Benutzung winzige Kunststoffpartikel von der Innenseite der Flaschenwand und gelangen dadurch mit jeder Fütterung millionenfach in den Säugling.

Zu diesem Ergebnis kamen irische Forscher*innen bei einem aufwändigen Test von Polypropylen-Fläschchen verschiedener großer Hersteller. Die Fläschchen wurden gereinigt, sterilisiert und an der Luft getrocknet. Danach befüllte die Forschergruppe sie je nach Versuchsreihe mit warmem oder heißem Wasser (25° C, 75° C, 95° C), schüttelte das Fläschchen eine Minute lang und untersuchte das Wasser dann auf Mikropartikel.

Je heißer, desto mehr Partikel

In allen Wasserproben ließ sich bei der Analyse Mikroplastik nachweisen. Die Menge variierte mit der Temperatur des eingefüllten Wassers. Bei der von der WHO zur Herstellung von Babynahrung empfohlenen Temperatur von 70° C fanden sich bis zu 16 Millionen Mikropartikel pro Liter Wasser, bei 95° C etwa 55 Millionen und bei 25° C 600 000 Mikropartikel.

Aus diesen Werten errechneten die Wissenschaftler*innen für europäische Plastik-Flaschenkinder eine durchschnittliche Belastung von etwa 2,6 Millionen Partikel am Tag. Ob dies der Gesundheit schadet, ist noch unklar. Hinzu kommt, dass Babyflaschen nur eine von vielen Mikroplastik-Quellen sind. Laut kürzlich veröffentlichtem Bericht der Organisation Terre des Hommes sollen 97% der Drei- bis 17-Jährigen Deutschen Plastiksubstanzen im Blut haben.

Nur abgekühlt ins Fläschchen

Auch wenn die Datenlage rund ums Plastik noch diffus ist: Viele Menschen möchten die Aufnahme der winzigen Kunststoffpartikel reduzieren. Bei der Säuglingsernährung kann man dafür beispielsweise voll stillen oder auf Babyfläschchen aus Glas umsteigen. Diese gibt es in der Apotheke zu kaufen. Um beim Plastikfläschchen das Ablösen der Kunststoffpartikel von der Innenwand zu reduzieren empfehlen die irischen Forscher*innen folgendes Vorgehen:

  • Babynahrung im Metalltopf auf die geforderten 70° C erhitzen (aus hygienischen Gründen darf auf das Erhitzen nicht verzichtet werden).
  • Auf Trinktemperatur abkühlen lassen.
  • Ins Fläschchen füllen und füttern.

Quelle: Ärzteblatt, Terre des Hommes

12.02.2024 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Westend61/imago-images.de