Zum Inhalt springen

Gesundheit heute

Vorzeitiger Blasensprung

Vorzeitiger Blasensprung: Reißen der Fruchtblase vor dem Einsetzen der Wehen. Medizinisch bedrohlich ist der vorzeitige Blasensprung, wenn er einige Wochen vor dem errechneten Geburtstermin auftritt und damit eine Frühgeburt erzwingt. Bei etwa jeder 10. Schwangerschaft kommt es zu einem vorzeitigen Blasensprung.

Leitbeschwerden

Abgang von Fruchtwasser – schwallartig oder tröpfchenweise

Wann zum Arzt

Sofort, wenn die Beschwerden zu einem vorzeitigen Blasensprung passen könnten. Bis zum Eintreffen des Notarztes nicht mehr herumlaufen, sondern sich hinlegen.

Die Erkrankung

Der vorzeitige Blasensprung ist ein Notfall der Geburtshilfe: Zum einen kann er Wehen auslösen, zum anderen kann es zum Aufsteigen von Keimen aus der Scheide in die Gebärmutter kommen, was das Risiko für eine Frühgeburt und Fehlgeburt erhöht. Liegt der Fötus außerdem noch nicht tief genug im Becken, kann die Nabelschnur beim Fruchtwasserabgang zwischen Kind und Gebärmutterausgang geraten. Beginnen dann die Wehen, drückt der auf den Muttermund pressende Kopf die Nabelschnur zusammen und unterbricht damit die Blut- und Sauerstoffversorgung des Kindes (Nabelschnurvorfall). Dies würde einen sofortigen Kaiserschnitt erfordern.

Das macht der Arzt

Die einfachste, aber nicht immer sichere Methode, das (vorzeitige) Aufgehen der Fruchtblase festzustellen, ist die Messung des pH-Werts in der Scheide: Ist der pH-Wert erhöht, spricht dies für das Abfließen basischen Fruchtwassers in die ansonsten saure Scheidenflüssigkeit. Weitere Hinweise auf die Fruchtwassermenge liefert der Ultraschall. Weil die Infektionsgefahr nach vorzeitigem Blasensprung sehr hoch ist, kontrolliert der Arzt zudem die Entzündungswerte im Blut der Mutter und einen Scheidenabstrich auf Bakterien.

Das ärztliche Vorgehen hat zum Ziel, das Ungeborene vor der 35. SSW so lange wie möglich in der Gebärmutter zu belassen. Die Maßnahmen richten sich ganz wesentlich nach dem Schwangerschaftsalter:

  • Vor der 26. Schwangerschaftswoche ist die Prognose für den Fötus schlecht. Liegt kein Infekt vor und kommt es nicht zu vorzeitigen Wehen, wird, wenn irgend möglich, die Schwangere in eine Klinik mit einer spezialisierten Abteilung für Frühgeburten verlegt.
  • Ab der 26. Schwangerschaftswoche bekommt die Mutter sicherheitshalber Antibiotika, ggf. auch über viele Wochen, bis die Lungenreifung und die Geburtsreife gegeben ist. Die Reifung der Lungen kann mit Kortisongaben beschleunigt werden.
  • Ab der 32. Schwangerschaftswoche wird heute ein Kaiserschnitt bevorzugt, weil so schwere Komplikationen wie Nabelschnurvorfall und Infektionen verhindert werden können.
  • Zwischen der 33. und 35. Schwangerschaftswoche versucht man, die Geburt solange zu verzögern, bis die Lungenreife erreicht ist. Wenn nötig, werden Wehenhemmer verordnet.
  • Tritt ein Blasensprung nach der 35. Schwangerschaftswoche auf, wird das Einsetzen der Wehen abgewartet (unter Antibiose). Setzen 12–24 Stunden nach dem erfolgten Blasensprung die Wehen nicht von selbst ein, leitet man die Geburt mit Prostaglandin ein.

Von: Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Tipps gegen schmerzhaftes Zahnen

Tipps gegen schmerzhaftes Zahnen
Es muss nicht immer ein Beißring sein: Auch ein Löffel oder ein nasser Waschlappen eignet sich zum Kauen.

Schieben sich die Milchzähne durchs Zahnfleisch durch, fängt selbst das friedlichste Kind schon mal an zu quengeln. Wie Eltern die Beschwerden ihres Babys lindern.

Kauen lindert Beschwerden

Etwa mit dem sechsten Lebensmonat des Babys drängen die 20 Milchzähne nach oben, bis sie das Zahnfleisch durchstoßen. Bei manchen Babys verläuft das Zahnen ohne Probleme, bei anderen verursacht es Schwellungen und  Schmerzen. Dann ist Quengeln vorprogrammiert. Doch viele Babys reagieren instinktiv richtig – sie kauen auf Fingern, Kleidung und allem, was in ihre Hände fällt. Das Kauen massiert das Zahnfleisch, regt den Blutfluss im Kiefer an und verstärkt die Speichelproduktion. Dadurch wirkt das Kauen abschwellend und lindert die Beschwerden.

Zahnfleisch kühlen und massieren

Sie können Ihrem Nachwuchs das Zahnen erleichtern, indem sie ihm etwas zum Draufbeißen geben. Besonders eignen sich Beißringe ohne Weichmacher, ein Löffel oder ein nasser Waschlappen. Legen Sie den Gegenstand für einige Minuten in den Kühlschrank. Die niedrige Temperatur beruhigt das Zahnfleisch und wirkt betäubend. Löffel und Beißring aber nie im Gefrierfach kühlen, denn die Minustemperaturen sind für den Babymund zu kalt. Harte Brotrinden, Karotten oder Gurken eignen sich ebenfalls als Beißhilfe. Unerfahrene Kinder können sich daran jedoch leicht verschlucken. Beißringe sind deshalb besser geeignet.

Manchen Säuglingen hilft eine Zahnfleischmassage. Zum Massieren gibt es spezielle Fingerhüte mit Noppen. Ist das Zahnfleisch gereizt, lindern Zahnungsgels die Beschwerden. Das Gel vor dem Stillen oder Füttern vorsichtig in die Kauleiste einmassieren. So schmerzt es weniger beim Saugen. Da einige Zahnungsgels Zucker oder Alkohol enthalten, informieren Sie sich am besten vor dem Kauf in der Apotheke über die Inhaltsstoffe des Präparats.

Beruhigende Kamille: Tee und Globuli

Eine kostengünstige und milde Alternative zum Gel ist ungesüßter Kamillen- oder Salbeitee. Sie können den Tee mit einem Wattestäbchen auf das Zahnfleisch auftragen oder ihrem Baby den Tee zu trinken geben. Noch einfacher anzuwenden sind Globuli auf Basis von Kamille (Chamomilla). Sie sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Hier heißt es Ausprobieren – viele Eltern berichten von positiven Erfahrungen.

Fieber beim Zahnen?

Bei einigen Säuglingen lässt das Zahnen die Körpertemperatur des Säuglings auf Werte bis 38°C ansteigen. Höhere Temperaturen gehen vermutlich nicht auf das Zahnen zurück, sondern auf einen zufällig zeitgleich bestehenden Infekt. Kinder unter vier Jahren machen nicht selten pro Jahr zehn bis zwölf Infekte durch. Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass eine Infektion gleichzeitig mit dem Zahnen auftritt. Bei Fieber über 38°C sollten Eltern deshalb mit ihrem Nachwuchs den Kinderärzt*in aufsuchen. Das gilt auch, wenn beim Zahnen Appetitlosigkeit, Durchfall oder Blasen im Mund auftreten.

Quellen: Deutsche Apotheker Zeitung, Kinder- und Jugendärzte im Netz

14.03.2022 | Von: Sandra Göbel; Bild: imagebroker/imago-images.de