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Gesundheit heute

Schmerzbekämpfung während der Geburt

Schmerzen während der Geburt sind eine normale Reaktion des Körpers und gehören wohl oder übel zum Kinderkriegen. Zu wissen, dass sich dieser Schmerz notfalls bekämpfen lässt, nimmt schon vielen Frauen die Angst davor, sodass während der Geburt keine Schmerzbekämpfung mehr nötig ist.

Letztendlich gibt es aber für jede Frau einen Schmerzlevel, der als unerträglich empfunden wird – und der ist weniger vom eigenen Willen abhängig, als von der Anatomie – sprich wie groß der Kopf im Vergleich zum mütterlichen Becken ist – und davon, wie erschöpft die Gebärende ist. Aber auch die Schmerzempfindlichkeit der Beckenregion schwankt stark von Frau zu Frau. Der Geburtsschmerz besteht dabei aus drei Komponenten, dem

  • Eigentlichen Wehenschmerz
  • Schmerz durch die Weitung des Muttermunds
  • Schmerz durch die enorme Dehnung des ganzen Beckenbodens und der Scheide.

Gerade Erstgebärende können deshalb kaum abschätzen, wie „schlimm“ es werden wird, daher ist die beste Methode möglicherweise die, nicht mit festen Vorstellungen in den Kreißsaal zu gehen. Jede gute Hebamme wird von sich aus erklären, dass die Entscheidung für oder gegen Schmerzbekämpfung jederzeit revidiert werden kann.

PDA

Zur Schmerzausschaltung während der Geburt eignen sich verschiedene Methoden:

Die PDA (Periduralanästhesie) ist heute die wichtigste Methode der Schmerzausschaltung. Sie ist sehr sicher, gravierende Nebenwirkungen gibt es praktisch nicht. Die PDA kommt zum Einsatz auf Wunsch der werdenden Mutter, besonders bei starken Schmerzen, einer notwendigen Geburtseinleitung und Risikogeburten, aber auch bei absehbarer Saugglocken- oder Zangengeburt und beim Kaiserschnitt. Dabei schiebt meist die Anästhesist*in über eine Hohlnadel einen dünnen Katheter in den Wirbelkanal. Nach Befestigung des Katheters mit Pflastern spritzt sie ein lokales Betäubungsmittel in den Wirbelkanal, was nach einer Wartezeit von maximal 30 Minuten den Schmerz sehr wirksam ausschaltet. Auch kann das Betäubungsmittel immer wieder nachgespritzt werden. Allerdings kommt es zu einer durch die Anästhesie bedingten Schwäche der Beine, sodass ein Herumlaufen der Mutter oft nicht möglich und die freie Beweglichkeit stark eingeschränkt ist.

Neuesten Erkenntnissen zufolge hilft die PDA auch geburtsbedingter Inkontinenz vorzubeugen. Offenbar schützt sie die Beckenbodenmuskulatur und verhindert so Schäden wie das Absenken der Blase, eine häufige Ursache für unkontrollierten Harndrang nach der Geburt.

Die Meinung, dass die PDA den Geburtsverlauf verzögert, ist weitverbreitet, aber falsch: Ab und zu hat die Gebärende zwar Schwierigkeiten, in die richtige Richtung zu pressen, weil sie im Unterleib keinen „orientierenden“ Schmerz mehr spürt. Dem wirkt die Anästhesist*in aber entgegen, indem sie die Dosis des Betäubungsmittels zur Austreibungsphase hin verringert. Gelegentlich sitzt die PDA nicht richtig, sodass die Schmerzen nur teilweise oder nur auf einer Seite betäubt werden. Das kann die Anästhesist*in aber in wenigen Minuten korrigieren.

Alternativen zur PDA

Krampflösende Medikamente (Spasmolytika) können gegen Verspannungen helfen. Das dafür häufig angewendete Mittel Buscopan® hat zwar kaum Nebenwirkungen, ist aber auch nicht besonders wirksam. Beruhigungsmittel werden kaum noch eingesetzt, da sie zu lange wirken. Besser sind Opiate, zum Beispiel Pethidin (Dolantin®) oder Tramadol (Tramal®) – ihr Nachteil ist allerdings, dass sie nicht nur die Mutter beruhigen, sondern bei Mutter und Kind den Atmungsanreiz verringern. Der Fachausdruck, den Mediziner*innen hierfür gebrauchen, heißt Atemdepression. Die Gefahr der Atemdepression ist allerdings beherrschbar, weil es ein hochwirksames Gegenmittel gibt, z.B. Naloxon. Opiate führen bei vielen Gebärenden zu Übelkeit.

Pudendusblock (Pudendusanästhesie): Die Hemmung des schmerzleitenden Nervus pudendus unterdrückt den Schmerz von Damm, Scheide und Beckenboden. Dazu führt die Ärzt*in eine betäubende Spritze über die Scheide an den Pudendusnerv. Der Wehenschmerz bleibt aber unbeeinträchtigt, der Pudendusblock wird deshalb v. a. bei Dammschnitten und bei der Naht vom Dammrissen eingesetzt.

Von: Dr. med. Katja Flieger, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).

Mikroplastik aus dem Baby-Fläschchen

Mikroplastik aus dem Baby-Fläschchen
Heiße Inhalte lösen bei Polypropylen-Fläschchen Kunststoffpartikel aus der Innenfläche der Flaschenwand.

Wenn Babys mit Fläschchen gefüttert werden, schlucken sie oft nicht nur die gesunde Säuglingsnahrung. Ist die Flasche aus Polypropylen, nehmen sie beim Trinken zusätzlich jede Menge Mikroplastik mit auf.

Plastikfläschchen mit Kehrseite

Handelsübliche Babyflaschen sind leicht, können nicht zerbrechen und halten hohe Temperaturen aus. Aus diesem Grund werden die — meist aus Polypropylen bestehenden — Fläschchen weltweit zur Fütterung von Säuglingen eingesetzt. Doch leider hat die Sache einen Haken: Offenbar lösen sich bei ihrer Benutzung winzige Kunststoffpartikel von der Innenseite der Flaschenwand und gelangen dadurch mit jeder Fütterung millionenfach in den Säugling.

Zu diesem Ergebnis kamen irische Forscher*innen bei einem aufwändigen Test von Polypropylen-Fläschchen verschiedener großer Hersteller. Die Fläschchen wurden gereinigt, sterilisiert und an der Luft getrocknet. Danach befüllte die Forschergruppe sie je nach Versuchsreihe mit warmem oder heißem Wasser (25° C, 75° C, 95° C), schüttelte das Fläschchen eine Minute lang und untersuchte das Wasser dann auf Mikropartikel.

Je heißer, desto mehr Partikel

In allen Wasserproben ließ sich bei der Analyse Mikroplastik nachweisen. Die Menge variierte mit der Temperatur des eingefüllten Wassers. Bei der von der WHO zur Herstellung von Babynahrung empfohlenen Temperatur von 70° C fanden sich bis zu 16 Millionen Mikropartikel pro Liter Wasser, bei 95° C etwa 55 Millionen und bei 25° C 600 000 Mikropartikel.

Aus diesen Werten errechneten die Wissenschaftler*innen für europäische Plastik-Flaschenkinder eine durchschnittliche Belastung von etwa 2,6 Millionen Partikel am Tag. Ob dies der Gesundheit schadet, ist noch unklar. Hinzu kommt, dass Babyflaschen nur eine von vielen Mikroplastik-Quellen sind. Laut kürzlich veröffentlichtem Bericht der Organisation Terre des Hommes sollen 97% der Drei- bis 17-Jährigen Deutschen Plastiksubstanzen im Blut haben.

Nur abgekühlt ins Fläschchen

Auch wenn die Datenlage rund ums Plastik noch diffus ist: Viele Menschen möchten die Aufnahme der winzigen Kunststoffpartikel reduzieren. Bei der Säuglingsernährung kann man dafür beispielsweise voll stillen oder auf Babyfläschchen aus Glas umsteigen. Diese gibt es in der Apotheke zu kaufen. Um beim Plastikfläschchen das Ablösen der Kunststoffpartikel von der Innenwand zu reduzieren empfehlen die irischen Forscher*innen folgendes Vorgehen:

  • Babynahrung im Metalltopf auf die geforderten 70° C erhitzen (aus hygienischen Gründen darf auf das Erhitzen nicht verzichtet werden).
  • Auf Trinktemperatur abkühlen lassen.
  • Ins Fläschchen füllen und füttern.

Quelle: Ärzteblatt, Terre des Hommes

12.02.2024 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Westend61/imago-images.de