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Gesundheit heute

Medizinische Überwachung während der Geburt

Die elektronische Überwachung der Geburts durch die Kardiotokografie, dem CTG also, gehört zum Pflichtprogramm bei der Klinikgeburt. Das CTG zeigt zum einen die Regelmäßigkeit und die Kraftentwicklung der Wehen (untere Kurven), und zum anderen, wie das kindliche Herz auf die Wehen reagiert (obere Kurven). Verkraftet der kindliche Kreislauf die Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr während der Wehen gut, so steigt die kindliche Herzfrequenz bei jeder Wehe im Rahmen einer normalen Stressreaktion entweder an (Akzeleration, im linken Bild links) oder sinkt nur wenige Momente ab (Frühdezeleration, im linken Bild rechts). Gefährlich und Zeichen eines kindlichen Sauerstoffmangels ist, wenn das kindliche Herz verspätet und dafür gleich über mehrere Minuten hinweg langsamer schlägt (Spätdezeleration, rechtes Bild). Zeigt das CTG ein gesundes Wehenmuster, so wird es alle zwei Stunden für etwa 30 Minuten wiederholt. Zeigt es jedoch Spätdezelerationen oder eine ungenügende Wehentätigkeit, oder ist das Kind aus anderen Gründen gefährdet, bleibt das CTG kontinuierlich während der gesamten Eröffnungsphase angelegt.

Während der gesamten Geburt ertastet die Hebamme in Abständen von 1–2 Stunden den Muttermund und den Gebärmutterhals. Dabei geht es um drei Dinge:

  • Wie weit ist der Muttermund schon offen? Der Muttermund am scheidennahen Ende des Gebärmutterhalses ist normalerweise geschlossen und sieht aus wie ein kleiner Donut mit einem winzigen Loch in der Mitte. Im Verlauf der Geburt öffnet sich der Muttermund von zunächst 1–2 cm auf 10 cm am Schluss der Eröffnungsphase. Der anfangs wulstige Muttermund wird flach und ist nicht mehr zu tasten („verstrichen“). Die Hebamme kann durch Spreizen von Zeige- und Mittelfinger den Muttermundrand tasten und so den Geburtsfortschritt kontrollieren. Mit „2 cm“ oder „4 cm“ ist also die Öffnungsweite des Muttermunds gemeint.
  • Wie viel vom Gebärmutterhals ist noch zu tasten? Vor der Geburt ist der Gebärmutterhals etwa 4 cm lang – kurz vor und während der Geburt verliert er seine Festigkeit, das Kind drückt ihn von oben auf und der Gebärmutterhals „verstreicht“.
  • Wie tief ist das Kind bereits im Becken? Über die vaginale Untersuchung lässt sich auch ertasten, wie tief im Becken das Kind steckt. Nach dem Blasensprung kann man auch anhand der Schädelnähte und der Fontanelle des Kindes dessen Geburtslage ermitteln. Weil aber nach dem Blasensprung die Gefahr von Infektionen steigt, wird die vaginale Untersuchung nur dann, wenn es unbedingt sein muss, und unter möglichst keimarmen Bedingungen mit sterilen Handschuhen durchgeführt.

Medizintechnische Überwachung

Basis der [klinischen] Geburtsüberwachung ist die Kardiotokografie (CTG, Kardiotokogramm). Das CTG ist wenig invasiv, nicht schmerzhaft und hilft, Notfall- oder Gefahrensituationen rechtzeitig zu erkennen. Das CTG ist ein Herzton-Wehen-Schreiber, der über zwei auf dem Bauch befestigten Messfühler die Wehenstärke und die kindliche Herzschlagfrequenz misst und auf einem Papierstreifen dokumentiert.

Viele Kliniken setzen mittlerweile auch ein Telemetrie-CTG ein. Dabei entfällt die Verkabelung der Mutter, weil die CTG-Signale über einen kleinen Sender an das CTG-Gerät geleitet werden. Ohne Kabel ist die Mutter nicht mehr ans Bett gefesselt und hat Bewegungsfreiheit. Sie kann sie dazu nutzen, den normalen Geburtsfortgang zu beschleunigen, indem sie spazieren geht.

Weist das CTG auf einen Sauerstoffmangel des Kindes hin, wird mit der Fetalblutanalyse die Sauerstoffsättigung des kindlichen Bluts gemessen: Dem Kind wird zur Feststellung der Sauerstoffsättigung durch Anritzen der Kopfhaut eine kleine Blutprobe entnommen. Bei der anschließenden Blutgasanalyse ist dann der pH-Wert entscheidend: Während er bei Erwachsenen und Kleinkindern zwischen 7,37 und 7,43 liegt, sinkt er beim Kind während der Geburt bis auf 7,25 ab. Dies ist völlig normal. Grenzwertig sind pH-Werte zwischen 7,15 und 7,25. Eindeutige Gefährdung besteht bei einem kindlichen pH-Wert unter 7,10.

Von: Dr. med. Katja Flieger, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).

Stillen lohnt sich

Stillen lohnt sich
Stillen sorgt für körperliche Nähe zwischen Mutter und Kind.

Schmerzende, wunde Brustwarzen und ein Baby, das die Brust anschreit – Stillen ist besonders für junge Mütter eine Herausforderung. Denn Stillen ist wie Fahrradfahren und muss erst gelernt werden. Lesen Sie hier, warum sich die Anstrengung lohnt.

Vorteile des Stillens

Durch die anfängliche Aufregung und Unsicherheit klappt das Stillen bei vielen Müttern nicht auf Anhieb. Besonders junge Frauen fragen sich, ob sich die Mühe lohnt, trotz Schmerzen und Schwierigkeiten weiter zu stillen. Schließlich gibt es in jeder Apotheke und Drogeriehandlung die passende Säuglingsmilch zum Anrühren. Doch Stillen bietet mehr als nur eine optimale Ernährung:

  • Muttermilch ist in jeder Lebensphase auf die Bedürfnisse des Babys abgestimmt und enthält alle wichtigen Nährstoffe
  • Muttermilch schützt das Kind vor Erkrankungen – denn sie enthält alle Abwehrstoffe, die die Mutter während durchgemachter Infektionen gebildet hat
  • Stillen sorgt bei Baby und Mutter für körperliche Nähe, schafft Vertrauen und stärkt die Mutter-Kind-Beziehung
  • Mütterliche Hormone, die durch das Stillen ausgeschüttet werden, fördern eine schnellere Rückbildung der Gebärmutter
  • Durch den Energieverbrauch verlieren stillende Mütter nach der Geburt schneller an Gewicht
  • Muttermilch ist überall und jederzeit in der richtigen Temperatur verfügbar und ist zudem kostenlos
  • Ausschließlich gestillte Babys können nicht überernährt werden

Hebammen und Stillberater*innen helfen

Stillen soll nicht weh tun. Treten Schwierigkeiten, Schmerzen oder wunde Brustwarzen auf, liegt das häufig an einer falschen Stilltechnik. Dies lässt sich mit etwas Hilfe vermeiden oder schnell beheben. Betroffene Frauen sollten deshalb nicht zögern und eine Hebamme oder eine Stillberater*in um Rat fragen. Die Kosten für eine Hebamme nach der Geburt werden von der Krankenkasse übernommen.

Quelle: BZGA

07.11.2023 | Von: Dr. Rita Wenczel; Bild: UvGroup/Shutterstock.com