Zum Inhalt springen

Gesundheit heute

Postamputationssyndrom

Schätzungen zufolge werden in Deutschland jährlich mehr als 60 000 Amputationen an Gliedmaßen vorgenommen, am häufigsten infolge von Folgeschäden der Zuckerkrankheit, am zweithäufigsten infolge von Unfällen. Mehr als die Hälfte dieser Menschen leidet nach der Amputation unter den Beschwerden des Postamputationssyndroms:

  • Am häufigsten, gleichzeitig aber am wenigsten belastend für den Betroffenen sind Phantomsensationen, also nicht schmerzhafte Empfindungen wie etwa Kribbeln in der nicht mehr vorhandenen Extremität. Mit der Zeit „verkürzt“ sich die Extremität meist von selbst.
  • Stumpfschmerzen sind Schmerzen im Amputationsstumpf. Häufig lässt sich eine Ursache feststellen, etwa Durchblutungsstörungen, Entzündungen, ein Neurom („Nervenknäuel“ an durchtrennten Nerven) oder Probleme mit der Prothese. Nach Behebung der Ursache sind die Aussichten vor allem bei erst kurzer Schmerzdauer gut.
  • Nach einer Gliedmaßenamputation empfinden ungefähr zwei Drittel der Operierten Phantomschmerzen in dem nicht mehr vorhandenen Körperteil, meist schon im Krankenhaus. Bei ihrer Entstehung spielen mehrere Faktoren eine Rolle, die im Detail nur teilweise geklärt sind. Eine gewisse Vorbeugung ist durch gute Schmerztherapie vor der Amputation und (zusätzliche) Anwendung von lokalen Betäubungsverfahren während und nach der Operation möglich. Kommt es dennoch zu Phantomschmerzen, hilft meist eine Kombinationsbehandlung mit Medikamenten. Bei Versagen der medikamentösen Behandlung sollte ein Schmerzspezialist eingeschaltet werden.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Schmerzmittel im Freizeitsport

Schmerzmittel im Freizeitsport

Die Einnahme von verschreibungsfreien Schmerzmitteln kann zu Überlastung und gefährlichen Spätfolgen führen. Doch kaum einer Sportler*in sind die Risiken bewusst.

Jede Tablette erhöht Gesundheitsrisiko

Die Laufsaison ist in vollem Gange. Dabei wird die Einnahme von Analgetika (Schmerzmittel) – entweder vorbeugend oder gegen bestehende Schmerzen –  immer populärer. Die Sportler*innen versprechen sich dadurch, besser durch einen Wettkampf zu kommen und einen Rennabbruch zu vermeiden. Eine Umfrage unter 4000 Marathonteilnehmer*innen in Bonn ergab, dass jeder Zweite vor dem Lauf ein Analgetikum eingenommen hatte und jeder Zehnte schon unter Ibuprofen oder Diclofenac trainiert hatte.

Die Gefahren dieser Medikamenteneinnahme waren 90 Prozent nicht klar. Die Risiken überwiegen den vermeintlichen Nutzen, warnt die Apothekerkammer Niedersachsen. Schmerzmittel beeinträchtigen zum Beispiel die Barrierefunktion des Darmes gegen eindringende Bakterien und Gifte und wirken sich negativ auf die Durchblutung der Niere aus. Kombiniert mit einem Wasser- und Elektrolytmangel, wie sie bei Läufer*innen häufig auftreten, kann es zu Nierenschäden und Blutverlusten im Darm kommen.

Apotheker*innen sind gefragt: individuelle Beratung erforderlich

Läufer*innen, die trotz Beschwerden starten möchten, sollten sich in ihrer Apotheke beraten lassen. Wadenkrämpfe reduzieren sich manchmal durch die Einnahme von Magnesium und lokal wirkende Salben verringern Gelenk- und Muskelschmerzen. Soll ein Schmerzmittel eingesetzt werden, wird die Apotheker*in auf die gesundheitlichen Risiken hinweisen und klären, ob der Wirkstoff bis Rennbeginn wieder abgebaut ist. Bei chronischen Schmerzen ist der Besuch bei einer Ärzt*in dringend anzuraten.

Quelle: Apothekerkammer Niedersachsen

15.04.2024 | Von: Simone Lang; Bild: Izf/Shutterstock.com