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Gesundheit heute

Anhaltender idiopathischer Gesichtsschmerz

Anhaltender idiopathischer Gesichtsschmerz (früher atypischer Gesichtsschmerz): Chronische, meist einseitige Gesichtsschmerzen unbekannter Ursache, die über mehrere Monate täglich auftreten und nicht die Kriterien einer Neuralgie erfüllen. Betroffen sind in 90 % der Fälle Frauen zwischen 30 und 60 Jahren.

Leitbeschwerden

  • Wechselnd intensive Schmerzen an Auge, Nase, Wange, Schläfe und Kiefer, manchmal verstärkt oder ausgelöst durch Kälte
  • Meist einseitig, selten beidseitig oder seitenwechselnd
  • Schmerzcharakter bohrend und tief, seltener brennend, stechend oder pulsierend.

Die Erkrankung

Ähnlich wie Spannungskopfschmerzen, als deren Variante sie oft betrachtet werden, haben idiopathische Gesichtsschmerzen keine erkennbare körperliche Ursache. Meistens treten sie spontan auf, gelegentlich nach einer Verletzung oder einer Operation an Gesicht, Kiefer oder Zähnen. Da die Beschwerden uncharakteristisch und schwer zu deuten sind, machen viele Betroffene eine wahre Ärzteodyssee durch. Typischerweise ergeben verschiedenste Untersuchungen bei Augen-, Zahn- und HNO-Ärzten normale Befunde, bis schließlich (meist) ein Neurologe die richtige Diagnose stellt. Manche Betroffenen haben dann schon wiederholte Eingriffe an Zähnen, Kiefer oder Kieferhöhlen hinter sich, die jedoch die Beschwerden keineswegs lindern, sondern eher verstärken.

Das macht der Arzt

Auch wenn die Erkrankung richtig erkannt ist, bleibt die Behandlung schwierig. Konventionelle Schmerzmittel bringen meist wenig Erfolg, bergen jedoch bei längerem, regelmäßigen Gebrauch die Gefahr eines Analgetikakopfschmerzes. In vielen Fällen hilft die langfristige, regelmäßige Einnahme von Antidepressiva wie etwa Amitriptylin (z. B. Saroten®). Reicht die Wirkung nicht aus, lohnt sich ein Versuch mit Antiepileptika wie Carbamazepin (z. B. Sirtal®) oder Gabapentin (z. B. Neurontin®). Bei der Suche nach einem wirksamen Medikament ist zu bedenken, dass der Erfolg erst nach 5–6 Wochen abzuschätzen ist. Ähnliches gilt für die einzige psychologische Behandlungsmethode, die als Erfolg versprechend gilt: die Verhaltenstherapie.

Komplementärmedizin

Verschiedenste Therapieverfahren wie Akupunktur, Neuraltherapie, Wasseranwendungen oder Hypnose haben sich in Studien als wenig wirksam erwiesen. Hingegen scheint eine gezielte Gesichtsmassage erfolgreich zu sein.

Von: Dr. med. Nicole Menche und Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualsierung von Dr. med. Sonja Kempinski

Vorsicht mit Brausetabletten!

Vorsicht mit Brausetabletten!
Vor allem Schmerzmittel werden oft als Brausetabletten eingenommen.

Ob Schmerzmittel oder Hustenstiller: Viele Medikamente lassen sich über in Wasser aufgelöste Brausetabletten einnehmen. Nimmt man diese aber zu oft ein, kann das fürs Herz gefährlich werden.

Nicht mehr als 2 Gramm Natrium täglich

Arzneimittel als Brausetabletten haben zwei große Vorteile. Versprudelt im Wasser nimmt man gleichzeitig mit dem Wirkstoff ausreichend Flüssigkeit auf. Das bessert die Verträglichkeit der meisten Medikamente. Außerdem ist die flüssige Zufuhr von Schmerzmitteln oder Hustenstillern ideal für Menschen mit Schluckbeschwerden.

Allerdings haben Brausetabletten auch eine Kehrseite: Das in ihnen enthaltene Natrium wird genauso wie das Natrium aus dem Speisesalz über den Darm aufgenommen. Dadurch erhöht sich die Gesamtzufuhr des Spurenelements. Was durchaus problematisch ist: Denn Natrium begünstigt die Entwicklung von Bluthochdruck und damit auch von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deshalb empfiehlt die WHO eine maximale Tagesaufnahme von 2 Gramm.

Mehr Schlaganfälle und Herzinfarkte

Die besonders beliebten Brausetabletten mit dem Schmerzmittel Paracetamol enthalten allerdings durchschnittlich schon zwischen 0,38 und 0,44 Gramm Natrium. Wer die maximale Tagesdosis Paracetamol über Brausetabletten einnimmt, führt sich allein damit schon über 3 Gramm Natrium zu – weit mehr, als die WHO empfiehlt.

Das hat Folgen, wie die Analyse von Daten aus mehr als 14 Millionen britischen Hausarztpraxen zeigt. So steigerten Paracetamol-Brausetabletten bei Hochdruckpatient*innen das Risiko, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, um 59%. Auch bei Menschen mit normalem Blutdruck war die Einnahme von Paracetamol-Brausetabletten mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden.

Gilt auch für andere Wirkstoffe

Dass laut dieser Studie die Brausetabletten und nicht etwa der Wirkstoff Paracetamol Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen, folgern die Forscher*innen aus einer weiteren Analyse: Die Einnahme von Brausetabletten mit den Arzneimitteln Ranitidin oder Ibuprofen erwies sich in puncto Herz-Kreislauf-Erkrankungen als ähnlich riskant.

Quelle: Ärzteblatt

25.04.2023 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Shotshop/imago-images.de