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Gesundheit heute

Trichterbrust

Trichterbrust (Pectus excavatum): Verformung des vorderen Brustkorbs mit trichterförmiger Eindellung des Brustbeins, bedingt durch eine Wachstumsstörung der Knorpelverbindungen zwischen Brustbein und Rippen. Eines von 400 Kindern ist von der angeborenen Störung betroffen, Jungen dreimal häufiger als Mädchen. Körperliche Beeinträchtigungen sind sehr selten, im Vordergrund steht die psychische Belastung.

Liegen keine körperlichen Beschwerden vor, besteht die Therapie aus Haltungstraining und Krankengymnastik, neuerdings kommen auch Saugglocken als nichtoperative Behandlungsverfahren zum Einsatz. Eine Trichterbrust lässt sich auch operativ gut korrigieren. Erforderlich ist der Eingriff, wenn die Fehlbildung Herz oder Lunge beeinträchtigt. Weitaus häufiger wird die Trichterbrust jedoch aus kosmetischen Gründen operiert.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Symmetrische oder asymmetrische Verformung des Brustkorbs mit eingesunkenem Brustbein
  • Häufig Fehlhaltung mit Rundrücken, nach vorne geneigten Schultern, Hohlkreuz mit ballonartig hervortretendem Bauch
  • Bei Kindern meist keine körperlichen Beschwerden
  • Selten Engegefühl, Sodbrennen, vermehrter Schluckauf
  • Später manchmal Schmerzen beim tiefen Atmen und Rückenschmerzen, vor allem durch fehlhaltungsbedingte Muskelverspannungen und -verkürzungen
  • Bei körperlicher Belastung manchmal Herzjagen oder Atemnot durch Beeinträchtigung von Herz- und/oder Lungenfunktion.

Wann zum Arzt

Beim Kleinkind, wenn

  • eine Fehlstellung des Brustbeins auffällt.

Vor der Pubertät, wenn

  • der kosmetische Aspekt zum Problem wird.

Die Erkrankung

Die erste bis siebte Rippe ist mit dem Brustbein über den Rippenknorpel verbunden. Kommt es an dieser Stelle zu einem Fehlwachstum, kann eine Trichterbrust entstehen. Die Ursache ist unklar, in 30 % ist die Fehlbildung wahrscheinlich erblich bedingt. Gelegentlich tritt eine Trichterbrust in Kombination mit einem Marfan-Syndrom auf, einer genetisch bedingten Anomalie des Bindegewebes. Meist fällt die Trichterbrust bereits im Säuglingsalter auf, wobei die Verformung bis zum Abschluss des Wachstums noch zunimmt.

Körperliche Beschwerden finden sich bei den betroffenen Kindern nur selten, auch starke Einengungen des Brustraums haben in der Regel keine Funktionsstörung von Herz oder Lunge zur Folge. Wenn es doch zu Störungen kommt, äußern sich diese in Kurzatmigkeit und Herzklopfen bei körperlicher Betätigung, z. B. beim Sport. Manche Betroffenen berichten auch über ein Engegefühl in der Brust, vermehrtes Sodbrennen und häufigen Schluckauf. Inwieweit das veränderte Aussehen zu psychischen Problemen führt, hängt sowohl von der Stärke der Fehlstellung als auch von der Persönlichkeit des Betroffenen ab.

Im Erwachsenenalter beginnen die Beschwerden oder nehmen tendenziell zu, da die Trichterbrust meist verbunden ist mit Fehlhaltungen, Muskelverspannungen und Muskelverkürzungen. Diese verursachen wiederum Rückenschmerzen oder Schmerzen beim tiefen Atmen.

Diagnosesicherung

Die Trichterbrust ist eine sogenannte Blickdiagnose – d.h., der Arzt erkennt sie auf einen Blick. Er dokumentiert und objektiviert sie durch seitliche und frontale Fotografien, Röntgenbilder und Messungen des Brustumfangs an verschiedenen Stellen. Ist die Trichterbrust stark ausgeprägt, erfolgt eine Untersuchung von Herz und Lunge, z. B. anhand eines Elektrokardiogramms des Herzens (EKG) in Ruhe und unter Belastung sowie einer Lungenfunktionsprüfung. Ebenso wichtig ist es für den Arzt, den Leidensdruck des Betroffenen zu erfassen. Von den Ergebnissen dieser Untersuchungen hängt die Entscheidung für oder gegen eine operative Behandlung ab. Ist eine Operation geplant, ergänzt der Arzt die Diagnose durch eine dreidimensionale CT-Darstellung des Brustkorbs.

Behandlung

Konservative Behandlung

Bei Kindern und Jugendlichen ohne Beschwerden empfiehlt der Arzt vor allem Atemübungen, um einer möglichen Kurzatmigkeit vorzubeugen. Zusätzliche Muskelaufbauübungen können bei einer leichten Trichterbrust die Fehlstellung vermindern, dazu sind allerdings ein regelmäßiges Training und sehr viel Geduld erforderlich. Außerdem ist es hilfreich, begleitende Fehlhaltungen, z. B. Rundrücken, hängende Schultern oder Hohlkreuz, ebenfalls durch Krankengymnastik zu korrigieren. Der Aufbau einer natürlichen Haltung nimmt der Trichterbrust viel Belastendes, stärkt das Selbstvertrauen des Betroffenen und verbessert zusätzlich die Atemfunktion.

Eine neue, nicht operative Behandlungsmethode setzt auf Saugglocken aus Silikon, um durch leichten Unterdruck das Brustbein langsam zu heben. Die Saugglocke muss zweimal täglich für etwa eine halbe Stunde auf die Brust aufgesetzt werden. Bei regelmäßiger Anwendung beträgt die Behandlungsdauer je nach Tiefe des Trichters mehrere Monate bis Jahre, im Durchschnitt etwa 6 bis 9 Monate. Den Berichten nach profitieren Kinder ab 4 Jahren ebenso wie Erwachsene im mittleren Lebensalter von dieser Methode; Langzeitergebnisse stehen aber noch aus.

Operative Behandlung

Zur operativen Behandlung der Trichterbrust kommen minimal-invasive oder offene Verfahren zum Einsatz.

Beim minimalinvasiven Verfahren nach Nuss, der Regenschirmmethode, führt der Operateur über kleine Schnitte einen Metallbügel ein und hebt damit das Brustbein an. Die Operation erfolgt in Vollnarkose und dauert etwa 30 bis 60 Minuten. Nach 2–4 Jahren wird der Bügel über Schnitte an der gleichen Stelle wieder entfernt. Mit dieser Methode lassen sich bei Patienten unter 30 Jahren gute kosmetische Ergebnisse erzielen.

Stark asymmetrische Fehlstellungen erfordern meist eine offene Operation, am häufigsten nach dem Verfahren von Ravitch. Dabei durchtrennt der Operateur Brustbein und Rippenknorpel und vernäht sie anschließend in korrigierter Stellung. Auch dieses Verfahren führt zu guten Resultaten. Eine rein kosmetische Operation ist das Einpflanzen eines extra angefertigten Silikonimplantats, das in die eingesunkene Stelle des Brustbeins eingelegt wird und so optisch die Delle ausgleicht. Statt eines Silikonimplantats kann der Operateur den "Trichter" auch mit Muskelgewebe oder Fett auffüllen. Ein Implantat ist jedoch nur bei geringgradig ausgeprägter Trichterbrust geeignet und muss – weil rein kosmetische Korrektur – vom Betroffenen selbst bezahlt werden.

Prognose

Eine leichte Trichterbrust ist eher ein kosmetisches als ein gesundheitliches Problem. Durch Muskelaufbau, Haltungs- und Atemübungen lässt sich späteren Folgen gut vorbeugen.

Wird eine Trichterbrust aus kosmetischen Gründen oder aufgrund von Beschwerden operiert, sind die Ergebnisse sowohl bei der minimal-invasiven als auch bei der offenen Operation in der Regel gut.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Bauchatmung. Versuchen Sie, möglichst viel tief in den Bauch zu atmen. Bei einer Trichterbrust fällt dies zunächst häufig schwer und muss trainiert werden, zudem verkrampft sich oft das Zwerchfell. Bewusstes Atmen in den Bauch bessert aber die Lungenfunktion und entspannt das Zwerchfell.

Atemübungen. Legen Sie sich auf den Rücken, atmen Sie 3 Sekunden lang so tief wie möglich ein, halten Sie 3 Sekunden die Luft an und atmen Sie diese dann langsam über 6 Sekunden aus. Wiederholen Sie diese Atmung mehrere Male.

Krafttraining. Lassen Sie sich von einem Physiotherapeuten beraten, welches Krafttraining gut gegen Trichterbrust ist. In der Regel sind dies Übungen, die auf Schultern, Brust und oberen Rücken zielen. Manche Übungen müssen gemieden werden, weil sie die Trichterbrust verstärken. Dazu gehören z. B. bestimmte Brustübungen wie der klassische "Butterfly".

Blasmusik. Lernen Sie ein Blasinstrument spielen! Ob Trompete oder Querflöte, das Erlernen und regelmäßige Spielen eines Blasinstruments verbessert Koordination und Funktion der Atemmuskulatur. Private Internetseite eines Betroffenen aus Herdwangen-Schönach: Mit nützlichen und übersichtlichen Informationen.

Von: Dr. med. Siegfried Locher in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

6 Tipps für gekonntes Pflastern

6 Tipps für gekonntes Pflastern
Beim Daumen passen oft normale Pflaster, für die Langfinger bieten sich Fingerpflaster an.

Aufkleben und fertig – für kleine Wunden sind Pflaster eine vermeintliche simple Sache. Tatsächlich kann man dabei aber einiges falsch machen. Hier gibt es sechs Tipps fürs richtige Pflastern.

Gepflastert wird seit über 100 Jahren

Knapp 130 Jahre ist das Pflaster schon alt. Zunächst nutzte man sie, um Arzneizubereitungen auf die Haut zu bringen. Ab den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts wurden sie jedoch mehr und mehr zur Wundversorgung eingesetzt. Das funktioniert aber nur, wenn man bei der Anwendung ein paar Punkte beachtet:

  • Hygienisch vorgehen. Um Infektionen vorzubeugen, sollten man vor der Wundversorgung die Hände waschen. Außerdem ist darauf zu achten, weder Wunde noch Wundauflagebereich des Pflasters zu berühren.
  • Das richtige Pflaster verwenden. Die Wahl des Pflasters richtet sich danach, wo die Wunde sitzt. So gibt es speziell für die Finger praktische Fingerpflaster. Elastische Pflaster eignen sich besonders gut für Wunden an Gelenken oder an Körperteilen, die viel bewegt werden. Wer sensible Haut hat, kann Pflaster für empfindliche Haut verwenden: Sie lassen sich besonders gut wieder entfernen. Ökotest hat im Oktober 2022 18 sogenannte Sensitivpflaster unter die Lupe genommen, die meisten davon sind empfehlenswert.
  • Spezialpflaster nicht zweckentfremden. Blasen- oder Hühneraugenpflaster sind extra für den jeweiligen Zweck entwickelt worden. Sie enthalten meist spezielle Gele oder Wirkstoffe und haben deshalb auf „normalen“ kleinen Wunden nichts zu suchen.
  • Die passende Größe wählen. Das Pflaster muss ausreichend groß sein. Das bedeutet, dass die Wundauflage größer ist als die Wunde. Bei ausgedehnten Wunden ist eine sterile Wundauflage mit Mullbinde oft die bessere Wahl.
  • Ablaufdatum beachten. Nach Ablauf des Verfallsdatums kleben Pflaster schlechter. Deshalb sollte man Hausapotheke und Verbandkasten regelmäßig auf abgelaufene Pflaster überprüfen und diese ersetzen.
  • Pflaster gekonnt entfernen. Vor allem Standardpflaster kleben sehr gut. Reißt man sie ab, sollte dies schnell und beherzt erfolgen. Bei kleinen Kindern führt diese Methode jedoch oft zu Tränen. In diesen Fällen helfen folgende Tricks:

  1. Klebestelle mit Babyöl benetzen und dies eine kurze Weile einwirken lassen.
  2. Am Schorf klebendes Pflaster vorsichtig mit einem in Babyöl getauchten Wattestäbchen lösen.
  3. Kind ausgiebig baden lassen – danach lassen sich Pflaster meist sehr gut lösen.

Quelle: Ökotest

12.03.2024 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Csaba Deli/shutterstock.com