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Gesundheit heute

Supinatorlogen-Syndrom

Häufigkeit: 1

Supinatorlogen-Syndrom (Supinatortunnel-Syndrom, untere Radialislähmung, distale Radialislähmung): Engpasssyndrom im Bereich des Ellenbogens, bei dem der Betroffene die Finger nicht mehr richtig strecken kann. Ursache ist die Einengung und Schädigung des Speichennervs (Nervus radialis) auf seinem Weg durch den Supinatormuskel, z. B. durch Fehlbelastungen wie exzessives Klavierspielen, störende Fettgeschwulste oder schlecht verheilte Knochenbrüche im Ellenbogenbereich. Je nach Ausmaß der Beschwerden und nach zugrunde liegendem Auslöser wird konservativ oder operativ behandelt. Bei schwerer Schädigung des Nervs dauert es mitunter Monate, bis sich nach einer Operation die Lähmungserscheinungen wieder zurückbilden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Oft dumpfer Druckschmerz am Arm in Höhe des Supinatortunnels
  • Schmerzen bei Drehbewegungen des Unterarms
  • Erst Schwäche, später Lähmung der Fingerstrecker.

Wann zum Arzt

Demnächst, wenn

  • oben genannte Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Der Speichennerv (N. radialis) ist ein wichtiger Nerv für die Motorik (Bewegung) und die Sensibilität (wie z. B. Druck- oder Schmerzempfindung) von Arm und Hand. Motorisch versorgt er die Streckmuskulatur am Ellenbogen, am Handgelenk und an den Fingern. In seinem Verlauf vom Oberarm bis zur Hand gibt er zahlreiche Äste (Rami musculares) ab. Ein Ast, der Ramus profundus, zieht dabei durch den Supinatormuskel. Hier hat der Nerv nur sehr wenig Platz. Die Engstelle heißt Supinatorloge.

Bei Überanspruchung oder Verletzungen kann sich die Supinatorloge noch weiter verengen. Durch den Platzmangel klemmt sich der Nerv ein oder wird durch den entstandenen Druck geschädigt. Je nach Ausmaß kommt es zunächst zu einer Schwäche, später auch zu einer Lähmung der Fingerstrecker. Manche Ärzt*innen sprechen dann auch von Fallfingern, weil die Finger schlaff von der Mittelhand herabhängen.

Hinweis: Beim Supinatorlogen-Syndrom kommt es nicht zu einer Fallhand. Bei einer Fallhand lassen sich weder Finger noch Handgelenk strecken, die komplette Hand hängt also schlaff vom Unterarm herab. Das Handgelenk wird von einem Anteil des Speichennervs versorgt, der schon vor der Supinatorloge abzweigt. Er wird also durch die dortige Einengung nicht geschädigt und das Strecken des Handgelenks ist weiterhin möglich. Auch die Sensibilität der Hand ist nicht gestört.

Ursachen

Der Speichennerv kann in der Supinatorloge durch eine Vielzahl von Ursachen gequetscht, bedrängt oder geschädigt werden. Beispiele sind

  • trainingsbedingte Vermehrung der Muskelmasse, z. B. durch exzessives Tennisspielen oder Klavierüben
  • permanenter Druck von außen durch das Tragen von Kindern oder schweren Gegenständen
  • entzündliche Prozesse mit bindegewebigen Vernarbungen
  • Tumoren des peripheren Nervensystems (Neurinome) oder Fettgewebsgeschwulste (Lipome) im Bereich der Supinatorloge
  • Ellenbogenschleimbeutelentzündungen, Arthrose und degenerative Veränderungen im Ellenbogengelenk
  • verschobene Knochenbruchstücke bei einem Unterarmbruch
  • Bluterguss bei Unterarmbruch oder starken Prellungen
  • ungünstig liegendes Osteosynthesematerial (Drähte, Platten, Schrauben) nach Versorgung von Brüchen im Ellenbogenbereich.

Klinik und Verlauf

Die Schädigung des Nervus radialis in der Supinatorloge schwächt die Fingerstrecker zunächst. Nach längerem Dauerdruck auf den Nerv kommt es zu einer Lähmung der Fingerstrecker. Oft zeigt sich ein deutlicher Druckschmerz an der Oberseite des Unterarms kurz unter dem Ellenbogen. Bestehen nur Schmerzen, spricht man von einem "algetischen Supinatorsyndrom".

Diagnosesicherung

Die charakteristischen Beschwerden lassen die Ärzt*in meist früh an eine Schädigung des Speichennervs denken. Durch gründliche Prüfung von Sensibilität, Kraft und Motorik von Arm und Hand versucht die Ärzt*in zu ermitteln, wo genau der Nerv gereizt oder geschädigt wird.

Die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit in der Elektroneurografie (ENG) und die Messung der Muskelaktivität im Elektromyogramm (EMG) untermauern die Diagnose. Um der Ursache auf die Spur zu kommen, veranlasst die Ärzt*in oft weitere Untersuchungen. Röntgenaufnahmen zeigen beispielsweise, ob knöcherne Veränderungen oder alte, schlecht verheilte Brüche den Nerven einengen. Tumoren und Weichteilgeschwülste erkennt man dagegen mit dem Ultraschall oder der Magnetresonanztomografie.

Differenzialdiagnosen. Lähmungen der Finger entwickeln sich auch, wenn der Speichennerv oberhalb der Supinatorloge geschädigt wurde. Auch können andere Nerven für die Beschwerden verantwortlich sein. Aufgrund der Schmerzen im Ellenbogenbereich wird das Supinatorlogensyndrom oft mit einem Tennisarm verwechselt.

Behandlung

Bei akuten Schmerzen helfen schmerz- und entzündungshemmende Wirkstoffe wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ). Sie haben den Vorteil, dass sie nicht nur den Schmerz, sondern auch mögliche Entzündungen bekämpfen und die Ausheilung eines gereizten Nervs fördern. Manche Ärzt*innen verordnen auch Medikamente, die die Muskeln entspannen. Ob Kälte oder Wärme dem schmerzenden Arm besser helfen, muss die Patient*in selbst ausprobieren. Daneben gilt es natürlich, Fehlhaltungen oder falsche Belastungen abzustellen und den Arm zunächst zu schonen. Zur Ruhigstellung des Armes in der Nacht wird gerne eine Kunststoffschiene verordnet. Physiotherapie hilft, die umliegende Muskulatur zu stärken und den Supinatormuskel zu entlasten.

Operation

Halten die Beschwerden trotz der genannten konservativen Maßnahmen weiter an, raten viele Ärzt*innen zu einem operativen Vorgehen. Das gilt vor allem, wenn Lähmungen auftreten. Eine Operation ist außerdem erforderlich, wenn z. B. ein Neurinom, ein Fettgewebsgeschwulst (Lipom) oder störendes Osteosynthesematerial den Nerv reizen oder quetschen.

Bei der Operation wird der Speichennerv in der Tiefe der Supinatorloge aufgesucht und freigelegt. Je nach Befund entfernen die Operateur*innen störendes Gewebe und durchtrennen enge Faserzüge und Bindegewebe, um die Eintrittsstelle des Nervs in den Muskel zu weiten. Die Operation führt in den meisten Fällen dazu, dass sich die Lähmungserscheinungen zurückbilden.

Prognose

Ist es erst einmal zu Lähmungserscheinungen gekommen, dauert es nach der Operation mitunter Monate, bis sich der Nerv wieder erholt und die Funktion der Finger wiederhergestellt oder zumindest verbessert ist.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Konsequente Schonung. Hat Ihnen die Ärzt*in Schonung und Ruhigstellung des Arms empfohlen, sollten Sie sich konsequent daran halten. Nur so hat der Nerv ausreichend Gelegenheit, sich zu regenerieren.

Fehlbelastungen vermeiden. Versuchen Sie, mechanische Fehlbelastungen zu erkennen und abzustellen.

Fingerschwäche nicht ignorieren. Sollten Sie das Gefühl haben, dass Ihre Finger schwächer werden oder sich nicht mehr richtig strecken, zögern Sie nicht, dies bei Ihrer Ärzt*in abklären zu lassen. Je früher ein Nervenengpasssyndrom entdeckt wird, desto besser lässt es sich behandeln.

Komplementärmedizin

Manche Betroffene profitieren von der Lasertherapie oder einer Elektrostimulation (TENS) des Nervs. Diese Verfahren werden vor allem bei den Formen eingesetzt, bei denen sich der gereizte Nerv "nur" mit Schmerzen und (noch) nicht mit Lähmungen bemerkbar macht.

Von: Dr. med. Sonja Kempinski

6 Tipps für gekonntes Pflastern

6 Tipps für gekonntes Pflastern
Beim Daumen passen oft normale Pflaster, für die Langfinger bieten sich Fingerpflaster an.

Aufkleben und fertig – für kleine Wunden sind Pflaster eine vermeintliche simple Sache. Tatsächlich kann man dabei aber einiges falsch machen. Hier gibt es sechs Tipps fürs richtige Pflastern.

Gepflastert wird seit über 100 Jahren

Knapp 130 Jahre ist das Pflaster schon alt. Zunächst nutzte man sie, um Arzneizubereitungen auf die Haut zu bringen. Ab den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts wurden sie jedoch mehr und mehr zur Wundversorgung eingesetzt. Das funktioniert aber nur, wenn man bei der Anwendung ein paar Punkte beachtet:

  • Hygienisch vorgehen. Um Infektionen vorzubeugen, sollten man vor der Wundversorgung die Hände waschen. Außerdem ist darauf zu achten, weder Wunde noch Wundauflagebereich des Pflasters zu berühren.
  • Das richtige Pflaster verwenden. Die Wahl des Pflasters richtet sich danach, wo die Wunde sitzt. So gibt es speziell für die Finger praktische Fingerpflaster. Elastische Pflaster eignen sich besonders gut für Wunden an Gelenken oder an Körperteilen, die viel bewegt werden. Wer sensible Haut hat, kann Pflaster für empfindliche Haut verwenden: Sie lassen sich besonders gut wieder entfernen. Ökotest hat im Oktober 2022 18 sogenannte Sensitivpflaster unter die Lupe genommen, die meisten davon sind empfehlenswert.
  • Spezialpflaster nicht zweckentfremden. Blasen- oder Hühneraugenpflaster sind extra für den jeweiligen Zweck entwickelt worden. Sie enthalten meist spezielle Gele oder Wirkstoffe und haben deshalb auf „normalen“ kleinen Wunden nichts zu suchen.
  • Die passende Größe wählen. Das Pflaster muss ausreichend groß sein. Das bedeutet, dass die Wundauflage größer ist als die Wunde. Bei ausgedehnten Wunden ist eine sterile Wundauflage mit Mullbinde oft die bessere Wahl.
  • Ablaufdatum beachten. Nach Ablauf des Verfallsdatums kleben Pflaster schlechter. Deshalb sollte man Hausapotheke und Verbandkasten regelmäßig auf abgelaufene Pflaster überprüfen und diese ersetzen.
  • Pflaster gekonnt entfernen. Vor allem Standardpflaster kleben sehr gut. Reißt man sie ab, sollte dies schnell und beherzt erfolgen. Bei kleinen Kindern führt diese Methode jedoch oft zu Tränen. In diesen Fällen helfen folgende Tricks:

  1. Klebestelle mit Babyöl benetzen und dies eine kurze Weile einwirken lassen.
  2. Am Schorf klebendes Pflaster vorsichtig mit einem in Babyöl getauchten Wattestäbchen lösen.
  3. Kind ausgiebig baden lassen – danach lassen sich Pflaster meist sehr gut lösen.

Quelle: Ökotest

12.03.2024 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Csaba Deli/shutterstock.com